Aktuelles

Informationen zur Rückstandsanalytik

An dieser Stelle veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen aktuelle Informationen aus dem Bereich Rückstandsanalytik. Weitere Auskünfte erhalten Sie auf Anfrage bei unserem Ansprechpartner für dieses Thema.

Helmar Tardel

Abteilungsleiter

Ausschnitt aus der Boschüre "Verbraucherschutz im Fokus 2019", S. 63 ff

Verbesserter Verbraucherschutz mittels neuer Multimethode zur Untersuchung auf Antibiotika und anderer Tierarzneimittel

Im Rahmen der Arbeitsgruppe der Norddeutschen Kooperation (NoKo) wurde im Jahr 2014 auf Initiative von Mecklenburg- Vorpommern der Startschuss für die Entwicklung einer Multimethode zur Bestimmung von Antibiotika und anderer Tierarzneimittel mittels LC-MS/MS gegeben. An diesem NoKo-Projekt sind die Landeslabore der Bundesländer Berlin-Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern beteiligt. Im Verlauf von vier Jahren wurde eine Methode für die Matrix Muskulatur der Tierarten Rind, Schwein und Geflügel erfolgreich entwickelt. Somit konnte erstmals eine umfassende stoffgruppenübergreifende Untersuchungsmethode für ein sehr großes Spektrum von Antibiotika und anderen Tierarzneimitteln etabliert werden. Damit erhöht sich die Aussagekraft zur Belastung von tierischen Lebensmitteln mit Tierarzneimitteln gegenüber den herkömmlichen Einzelmethoden zur Analyse erheblich. Zudem entsteht kein gravierender Mehraufwand in der Probenvorbereitung.

_____________________________

INFO
LC-MS/MS: Die Flüssigkeitschromatographie (liquid chromatography, LC), gekoppelt mit der Massenspektrometrie (MS) ist die Methode der Wahl bei der sensitiven und spezifischen Quantifizierung von Wirkstoffen. Mit der LC werden die Analyten chromatografisch getrennt und gelangen in das MS, wo die Analyten ionisiert und selektiv erfasst werden.

______________________________

Im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans (NRKP) gemäß der Richtlinie 96/23/EG werden Lebensmittel tierischen Ursprungs auf Rückstände von Tierarzneimitteln untersucht. Dieses Überwachungsprogramm dient der Aufdeckung der illegalen Anwendung verbotener bzw. nicht zugelassener Stoffe sowie der Kontrolle des vorschriftmäßigen Einsatzes von zugelassenen Tierarzneimitteln und deren Einhaltung der Wartezeit bis zur Schlachtung. Bis zum Jahr 2018 umfasste die dabei genutzte Antibiotika-Untersuchungsmethode lediglich 46 Wirkstoffe aus sieben Substanzgruppen. Mit der neu entwickelten Multimethode können 132 Wirkstoffe aus 16 Substanzgruppen des NRKP in einem Untersuchungsgang bestimmt werden.

________________________________

INFO
Folgende 16 relevante Stoffgruppen sind in der entwickelten Methode enthalten: Tetracycline, Sulfonamide, Chinolone, Makrolide, Lincosamide, Pleuromutiline, Diaminopyrimidine, Penicilline, Cephalosporine, Kortikosteroide, Amphenicole, NSAID’s, Nitroimidazole, Polypeptid-Antibiotika (Bacitracin, Polymyxine), Ansamycine und Virginiamycin M1.

__________________________________

Im Ergebnis der Untersuchungen des Jahres 2019 wurden in einer NRKP-Probe Muskulatur von einem Rind zwei Wirkstoffe oberhalb der Höchstmenge festgestellt. Für Tetracyclin, einer antibiotisch wirkenden Substanz, lag der Gehalt bei 188 μg/kg. Für Sulfadoxin, auch ein Antibiotikum, sind 229 μg/kg gemessen worden. Damit lagen beide Messergebnisse oberhalb der festgelegten Höchstmenge von 100 μg/kg. Dieses Ergebnis entspricht einem positiv getesteten Anteil von 0,12 % des Gesamtuntersuchungsumfanges Proben von Schlachtbetrieben in M-V. Diese Größenordnung liegt auf einem vergleichbaren Niveau der bundesweiten Untersuchungsergebnisse.

 

Außerdem wird die Multimethode für Abklärungsuntersuchungen von Hemmstoffproben aus dem Dreiplattentest genutzt. Der Dreiplattentest (Hemmstofftest) ist ein biologisches Screnningverfahren, bei dem drei Agarplatten (Nährboden) mit unterschiedlichen pH-Werten mit einem speziellen Testkeim (Bacillus subtilis) versetzt werden. Enthält die Probe Rückstände von Antibiotika (Hemmstoffe), wird das Wachstum des Testkeims unterdrückt und es entsteht eine Hemmzone, in der Bacillus subtilis nicht wächst.

 

Die neue Multimethode kam für 84 von 105 Proben zum Einsatz. Dies entspricht einem beachtlichen Anteil von 80 %. In zwei Hemmstoffproben von Rindern wurden Antiphlogistika (Entzündungshemmer) nachgewiesen. Die Dexamethason-Gehalte lagen oberhalb der zugelassenen Höchstmenge. Mit der herkömmlichen Antibiotika-Untersuchungsmethode wären diese Nachweise nicht möglich gewesen.

Fazit
Mit der Einführung der Multimethode zur Untersuchung von Muskelfleischproben unterschiedlicher Tierarten auf Tierarzneimittelrückstände ist eine verbesserte Lösung der Untersuchungserfordernisse im Rahmen des Verbraucherschutzes gelungen. Nach den Analyseergebnissen des Jahres 2019 kann der für den Verbraucher positive Trend einer geringen Belastung mit Rückständen von Antibiotika und Tierarzneimitteln bestätigt werden. Messbare Rückstände von Antibiotika im Fleisch sind ausgesprochen selten. Diese Untersuchungsergebnisse des LALLF stehen vermutlich auch im Einklang mit den statistisch erhobenen reduzierten Antibiotikaabgabemengen an die tierhaltenden Betriebe. Das beruht auf den Maßnahmen zur Umsetzung der 16.AMG-Novelle (siehe Abschnitt V-1).

Ausblick
Auf der Frühjahrssitzung 2020 der § 64 LFGB Arbeitsgruppe „Tierarzneimittelrückstände“ wird diese NoKo-Multimethode vorgestellt und soll für weitere Matrices, wie Niere, Milch und Eier, weiterentwickelt werden.

 

Ausschnitt aus der Boschüre "Verbraucherschutz im Fokus 2019", S. 64 - 65

PFAS – Neubewertung durch die EFSA

Perfluorierte Alkylsubstanzen (kurz PFAS) sind toxische Substanzen mit einzigartigen Eigenschaften als Industriechemikalien. Es handelt sich um organische Verbindungen, bei denen die Wasserstoffatome durch Fluoratome ersetzt sind. PFAS werden auf Grund ihrer hervorragenden Eigenschaften für vielfältige Herstellungsprozesse eingesetzt. Dank ihrer hohen thermischen und chemischen Stabilität und ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaft, werden sie in der Textil- und Papierindustrie sowie in der metallverarbeitenden Industrie und der gezielten Herstellung von Fluorpolymeren eingesetzt. Konkrete Anwendungsbeispiele sind Metallbeschichtungen wie Teflon, Feuerlöschschäume, wasserfeste Beschichtung von Outdoorbekleidung, Hydrauliköle oder Schiwachs. PFAS erfüllen wichtige Kernaufgaben bei den genannten Prozessen. In der Umwelt wurden PFAS bereits nachgewiesen. PFASHotspots in Deutschland entstanden vor allem durch die Ausbringung PFAS-belasteter Klärschlämme als vermeintliche „Bodenverbesserer“. Übrige Belastungen resultieren aus der Grundbelastung über Industrieemissionen und Anwendung (z. B. Löschschäume, Abrieb). Das erfolgreiche Abscheiden dieser Stoffe im Abwasserwerk ist mit hohem zusätzlichen Aufwand und Kosten verbunden. Umweltfreundlichere Alternativen mit denselben Eigenschaften wurden bisher nicht entwickelt.

Durch ihre hohe Stabilität werden PFAS kaum abgebaut. Im menschlichen Körper reichern sich PFAS jedoch nicht im Fettgewebe, sondern in Organen und Blutproteinen an. In Tierversuchen wurden lebertoxische, krebserregende und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften nachgewiesen. Aus Kohortenstudien wurde ein Zusammenhang zwischen erhöhten PFAS-Gehalten in der Lebensmittelkette und einer Erhöhung des Cholesterinspiegels sowie die Beeinträchtigung des Immunsystems von Kindern abgeleitet.

Die EFSA, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, hat die beiden Hauptvertreter der PFAS, die Perfluoroktansäure (PFOA) und die Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) im März 2018 neu bewertet. Die neue duldbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) beträgt demnach für PFOS 13 ng/kg Körpergewicht und für PFOA 6 ng/kg Körpergewicht. Dies bedeutet eine Absenkung der tolerierbaren Gehalte um den Faktor 81 für PFOS bzw. 1.750 für PFOA im Vergleich zu den Werten aus dem Jahr 2008.

Methoden mit deutlich niedrigeren Nachweisgrenzen wurden erarbeitet, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Eine völlige Umstellung der bisherigen Analytik war notwendig, da die Nachweisgrenze von 1 μg/kg für die neue Anforderung nicht ausreichend war. Seit dem Herbst 2019 beträgt die Nachweisgrenze für PFOS und PFOA im LALLF 0,1 - 0,2 μg/kg.

In M-V wurden für 2019 in 39 von 54 untersuchten aquatischen Lebewesen wie Fischen und Krustentieren PFAS nachgewiesen. Im Speziellen wurden Aal, Barsch, Blei, Dorschleber, Hecht, Karpfen, Plötz, Quappeleber, Scholle und eine Probe Wollhandkrabben beprobt. Der Verzehr von 100 g eines mit 10 μg/kg belasteten Fisches, wie er für unsere Gewässer typisch sein kann, hätte eine 21-fache Überschreitung der TWI zur Folge. Demnach dürften täglich etwa 5 g Fisch verzehrt werden, um den TWI nicht zu überschreiten. Der TWI geht von der lebenslangen Aufnahme belasteter Lebensmitteln aus. Somit ist ein gesundheitliches Risiko bei sporadischem Verzehr von Schadstoffmengen über dem TWI nicht zu erwarten, wenn belastungsärmere Zeiträume folgen. Die vorliegenden Werte geben für Normalverzehrer keinen Hinweis auf Überschreitung gesundheitlich bedenklicher Konzentrationen. Ein maßvoller Verzehr von Aal und Dorschleber sollte ebenfalls kein zusätzliches Gesundheitsrisiko darstellen.

In weiteren acht untersuchten Lebensmittelkategorien wurden bisher keine PFAS nachgewiesen. Insgesamt wurden 111 Stichproben der Lebensmittel Milch, Säuglings- und Kleinkindernahrung, Frischgemüse, Frischobst, Kartoffeln, Mineralwasser, Fleisch und Getreide untersucht. Um kumulative Risiken abzuschätzen, müssen die Aufnahme verschiedener PFAS-Vertreter durch verschiedene Lebensmittel berücksichtigt werden. Daher wird die Tendenz zur Entwicklung von Methoden mit niedrigeren Nachweisgrenzen anhalten. Wildleber zeigte sich in der Vergangenheit als guter Indikator für Hotspots. In Wildschweinlebern wurden in früheren Jahren bereits PFAS nachgewiesen. Um einen Überblick über die Situation, gerade in Bezug auf die gesenkten duldbaren Aufnahmemengen zu behalten, wurden auch für das laufende Jahr 2020 wieder 15 Proben Wildschweinleber aus Mecklenburg-Vorpommern angefordert.

Untersuchungen von Speisekartoffen

In einem Länderübergreifenden Projekt der Norddeutschen Kooperation (NOKO) wurden unter Federführung des LALLF M-V im 3. Quartal 2017 Kartoffelproben aus möglichst regionalem Anbau auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. Von insgesamt 98 untersuchten Proben frischer Speisekartoffeln sind 88 Prozent rückstandsfrei. Lesen Sie hier den gesamten Bericht:

Pflanzenschutzmittelrückstände in Kartoffeln - Abschlussbericht